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Berlin Adler News vom 19.04.2013

Interview mit Ben Wezel
Von: Michael Hundt

Die bisherigen Gemeinsamkeiten mit Björn Werner sind für Ben Wetzel nicht zu übersehen. Vor sechs Jahren spielte der Offense Tackle noch im Prepteam der Berlin Adler, dann folgte der Wechsel in die A-Jugend ...

Gemeinsam mit Björn Werner holte Ben 2009 noch die Deutsche Jugendmeisterschaft nach Berlin. Im Frühjahr 2010 ging es dann für Ben Wetzel auch über den Großen Teich – ebenfalls nach Sailsbury, wo Björn Werner schon für Eindruck gesorgt hatte. Ein Jahr nach dem zukünftigen NFL-Star Werner schickte sich Wetzel an, ebenfalls die Vereinigten Staaten zu erobern. Derzeit ist der 2,07 Meter große O-Liner bei der University of Maine aktiv.

Warum bist Du ausgerechnet an die University of Maine gegangen?

Das fragen mich viele Leute. (lacht) Ich liebe Hummer. Im Ernst: Ich mag die Coaches dort. Und ich finde es toll, dass wir auf dem selben Platz trainieren, auf dem wir auch spielen. Das ist nicht unbedingt üblich. Man fühlt sich dann auf dem Spielfeld gleich viel wohler.

In welcher Division spielt ihr?

Wir sind in der I-AA, spielen in der Colonial Athletic Association unter anderem gegen Delaware, James Madison, UNH und Northeastern.

Worin liegen die Unterschiede zwischen den I-A und I-AA Colleges?

Ich würde sagen, dass es einfach an der Größe und Geldern, die vom Athletic Department ausgegeben werden müssen, liegt. Wenn mehr Geld vorhanden ist, können auch bessere Spieler verpflichtet werden. Vom sportlichen Niveau her ist es in der I-AA immer noch sehr, sehr hoch. Ich würde sagen, dass die CAA in der I-AA am härtesten umkämpft ist. Der Unterschied zur I-A ist bei uns wirklich nicht groß. Wir haben vergangenes Jahr gegen Boston College gespielt, die jetzt wieder in die I-A zurück gekehrt sind. Das Spiel war sehr gut und es gab schon einen kleinen Unterschied, aber wir konnten mithalten.

Du hast wie Björn Werner bei den Adlern gespielt und auch in Sailsyburg. Du bist jetzt ebenfalls an einem Division-I-College. Strahlt der Hype um Björn auch auf dich ab?

Ich würde sagen, dass da kein großer Hype um mich ist. Die Leute sind wie immer zu mir. Es gab mal einen kleinen Zeitungsartikel über mich. Hier und da werden mal Vergleiche zu Sebastian Vollmer gemacht, der ja derzeit bei den Patriots in der NFL spielt. Aber Vergleiche mit Björn werden nicht so gemacht, was auch daran liegt, dass im Norden nicht alle realisiert haben, dass da unten im Süden ein Deutscher Football bei Florida State spielt.

Wenn Du jetzt mal das Niveau im Training und auch das allgemeine Niveau vergleichst, wie groß sind die Unterschiede?

Ich war schon beim Wechsel an die High School von den Leistungsunterschieden überrascht. Es wurde da schon sehr ernst genommen. Wir haben fünf Mal in der Woche trainiert, auch während der Saison. Ich war von der Intensität schon ziemlich überrascht. Aber meine High School hat mich dadurch wirklich sehr gut auf die Zeit am College vorbereitet. Ohne diese Vorbereitung wäre es ziemlich hart für mich geworden. Man merkt, dass es für die Coaches ihr Job ist. Sie nehmen das alles wirklich sehr ernst.

Was für Ziele hast Du dir gesetzt?

Ich bin nächstes Jahr in meiner dritten Saison und ich hoffe, dass ich als Left Tackle in der Startformation stehen werde. Wir haben nach dieser Saison drei Starter verloren und ich bin dazu bereit, einen dieser Spots zu übernehmen und den Quarterback zu schützen. Das ist derzeit mein größtes Ziel.

Und wie sieht es nach Deiner College-Zeit aus? Willst Du versuchen, Profi zu werden?

Ich möchte schon gerne in den Vereinigten Staaten bleiben. Natürlich bin ich gerne mal in Deutschland und es ist auch toll für mich, hier mal Urlaub zu machen. Aber ich möchte schon gerne die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen. Wenn ich die Möglichkeit bekomme, auf einem noch höheren Level zu spielen, dann werde ich das auf jeden Fall machen. Wenn es auf dem höchsten Niveau nicht klappen sollte, dann gibt es auch noch die CFL.

Was für einen Rat kannst Du den Spielern geben, die derzeit hier in Deutschland spielen, vor allem in der Jugend?

Ich denke, dass zu den wichtigsten Bereichen gehört, dass sie einfach mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die Sache herangehen. Sie können nicht an einem Tag total heiß auf die Sache sein, um dann am nächsten Tag total faul zu sein. Leistungsbereitschaft ist einfach das wichtigste. Sie müssen einfach dran bleiben, jeden Tag hart trainieren – im Kraftraum, im Konditionstraining, beim Speed-Training. Und vor allem im Training. Das ist eigentlich der einzige Rat, den ich geben kann. Denn das macht dich zu einem besseren Spieler. Und auch zu einem besseren Menschen im Leben.

Wie sieht eigentlich so ein Tag am College für Dich aus?

Während der Saison haben wir morgens erst Mal Krafttraining. Ich bin immer so gegen acht Uhr im Kraftraum. Danach muss ich zum Unterricht. Um 12 Uhr ist dann Mittagessen. Eine halbe Stunde später ist dann Position-Meeting, bei dem wir alles durchsprechen. Dann ziehen wir uns um und stehen dann ab halb drei auf dem Feld. Das Training geht dann bis halb sieben. Dann esse ich zu Abend und muss anschließend noch meine Hausaufgaben machen. Und am nächsten Tag geht es dann von vorne los. Nur Montags ist Ruhetag, aber wir schauen dann immer die Filme über den nächsten Gegner. Jeder Spieler schaut sich seinen möglichen Gegenspieler an.

Wie bist Du eigentlich an die High School gekommen? Hast Du eine Agentur kontaktiert? Was sollen die Jungs machen, die nach ihrer Zeit in der Jugend noch an eine High School wechseln wollen?

Jörg Hofmann, der damals mein Head Coach in der Adler-Jugend war, kannte den Head Coach an der Schule in Sailsbury über Björn und auch über andere Verbindungen, die er hatte. Er hat Coach Adams einfach angesprochen und ihm von mir erzählt. Wir haben dann noch ein paar Tapes rübergeschickt, so dass er einen Eindruck von mir bekommen konnte. Ich hatte damals eigentlich schon einen Ausbildungsplatz zum Industriekaufmann sicher gehabt. Aber Coach Adams meinte, dass ich rüber kommen sollte. Und ich habe mich dafür entschieden, es an der High School zu versuchen und dann an ein College zu kommen.

Das Gespräch mit Ben Wezel führte Michael Hundt.

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